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Thomas Mann
Der Zauberberg. Volume 2

© T8RUGRAM, 2018

© Original, 2018

Sechstes Kapitel

Veränderungen

Was ist die Zeit? Ein Geheimnis, – wesenlos und allmächtig. Ei-ne Bedingung der Erscheinungswelt, eine Bewegung, verkop-pelt und vermengt dem Dasein der Körper im Raum und ihrer Bewegung. Wäre aber keine Zeit, wenn keine Bewegung wäre? Keine Bewegung, wenn keine Zeit? Frage nur! Ist die Zeit eine Funktion des Raumes? Oder umgekehrt? Oder sind beide iden-tisch? Nur zugefragt! Die Zeit ist tätig, sie hat verbale Beschaffen-heit, sie "zeitigt". Was zeitigt sie denn? Veränderung! Jetzt ist nicht damals, hier nicht dort, denn zwischen beiden liegt Bewegung. Da aber die Bewegung, an der man die Zeit mißt, kreis-läufig ist, in sich selber beschlossen, so ist das eine Bewegung und Veränderung, die man fast ebensogut als Ruhe und Still-stand bezeichnen könnte; denn das Damals wiederholt sich be-ständig im Jetzt, das Dort im Hier. Da ferner eine endliche Zeit und ein begrenzter Raum auch mit der verzweifeltsten Anstren-gung nicht vorgestellt werden können, so hat man sich entschlossen, Zeit und Raum als ewig und unendlich zu "denken", – in der Meinung offenbar, dies gelinge, wenn nicht recht gut, so doch etwas besser. Bedeutet aber nicht die Statuierung des Ewigen und Unendlichen die logisch-rechnerische Vernichtung alles Begrenzten und Endlichen, seine verhältnismäßige Redu-zierung auf null? Ist im Ewigen ein Nacheinander möglich, im Unendlichen ein Nebeneinander? Wie vertragen sich mit den Notannahmen des Ewigen und Unendlichen Begriffe wie Ent-fernung, Bewegung, Veränderung, auch nur das Vorhandensein begrenzter Körper im All? Das frage du nur immerhin!

Hans Castorp fragte so und ähnlich in seinem Hirn, das gleich bei seiner Ankunft hier oben zu solchen Indiskretionen und Quengeleien sich aufgelegt gezeigt hatte und durch eine schlimme, aber gewaltige Lust, die er seitdem gebüßt, vielleicht besonders dafür geschärft und zum Querulieren dreist gemacht worden war. Er fragte sich selbst danach und den guten Joachim und das seit undenklichen Zeiten dick verschneite Tal, obgleich er ja von keiner dieser Stellen irgend etwas einer Antwort Ähn-liches zu gewärtigen hatte, – schwer zu sagen, von welcher am wenigsten. Sich selbst legte er solche Fragen eben nur vor, weil er keine Antwort darauf wußte. Joachim seinerseits war zur Teilnahme daran fast gar nicht zu gewinnen, da er, wie Hans Castorp es eines Abends auf französisch gesagt hatte, an nichts dachte als daran, im Flachlande Soldat zu sein und mit der bald sich nähernden, bald foppend wieder ins Weite schwindenden Hoffnung darauf in einem nachgerade erbitterten Kampfe lag, den durch einen Gewaltstreich zu beenden er sich neuerdings geneigt zeigte. Ja, der gute, geduldige, rechtliche und so ganz auf Dienstlichkeit und Disziplin gestellte Joachim unterlag em-pörerischen Anwandlungen, er begehrte auf gegen die "Gaffky-Skala", jenes Untersuchungssystem, wonach im Laboratorium drunten, oder dem "Labor", wie man gewöhnlich sagte, der Grad erkundet und bezeichnet wurde, in welchem ein Patient mit Bazillen behaftet war: ob diese nur ganz vereinzelt oder un-zählbar massenhaft in dem analysierten Probestoff sich vorfan-den, das bestimmte die Höhe der Gaffky-Nummer, und auf diese eben kam alles an. Denn völlig untrüglich drückte sie die Genesungschance aus, mit der ihr Träger zu rechnen hatte; die Zahl der Monate oder Jahre, die jemand noch würde zu ver-weilen haben, war unschwer danach zu bestimmen, angefangen von der halbjährigen Stippvisite bis hinauf zu dem Spruche "Le-benslänglich", der zeitlich genommen oft genug nun wieder nur allzu wenig besagte. Gegen die Gaffky-Skala denn also em-pörte Joachim sich, offen kündigte er ihrer Autorität den Glau-ben, – nicht ganz offen, nicht gerade gegen die Oberen, aber doch gegen seinen Vetter und sogar bei Tisch. "Ich habe es satt, ich lasse mich nicht länger zum Narren haben", sagte er laut, und das Blut stieg ihm in das tief gebräunte Gesicht: "Vor vier-zehn Tagen hatte ich Gaffky Nr. 2, eine Bagatelle, die besten Aussichten, und heute Nr. 9, bevölkert geradezu, von der Ebene nicht mehr die Rede. Da soll doch der Teufel klug daraus werden, wie es mit einem steht, es ist nicht zum Aushalten. Oben auf Schatzalp liegt ein Mann, ein griechischer Bauer, sie haben ihn aus Arkadien hergeschickt, ein Agent hat ihn hergeschickt, – ein aussichtsloser Fall, es ist galoppierend bei ihm, jeden Tag kann man den Exitus erwarten, aber nie im Leben hat der Mann Bazillen im Sputum gehabt. Dagegen der dicke belgische Hauptmann, der gesund abging, als ich ankam, war Gaffky Nr. 10 gewesen, nur so gewimmelt hatte es bei ihm, und dabei hat-te er bloß eine ganz kleine Kaverne gehabt. Gaffky kann mir gestohlen werden! Ich mache Schluß, ich reise nach Hause, und wenn es mein Tod ist!" So Joachim; und alle waren schmerzlich betreten, den sanften, gesetzten jungen Menschen in solchem Aufruhr zu sehen. Hans Castorp konnte nicht umhin, bei Joachims Drohung, er werde alles hinwerfen und ins Flachland ab-reisen, an gewisse Äußerungen zu denken, die er auf französisch von dritter Seite vernommen. Aber er schwieg; denn sollte er dem Vetter seine eigene Geduld als Muster vorhalten, wie Frau Stöhr es tat, die Joachim wirklich ermahnte, nicht so lästerlich aufzutrotzen, sondern sich in Demut zu schicken und sich ein Beispiel an der Treue zu nehmen, mit welcher sie, Karoline, hier oben ausharre und es sich willenszäh versage, in ihrem Heim zu Cannstatt als Hausfrau zu schalten und zu walten, um dereinst ihrem Mann ein völlig und gründlich genesenes Eheweib in ih-rer Person zurückzuerstatten? Nein, das mochte Hans Castorp denn doch nicht, zumal er seit dem Faschingsfest vor Joachim ein schlechtes Gewissen hatte, – das heißt: sein Gewissen sagte ihm, Joachim müsse in dem, worüber sie nicht sprachen, wovon Joachim aber zweifellos wußte, etwas wie Verrat, Desertion und Treulosigkeit sehen, und zwar in Hinsicht auf ein Paar runder brauner Augen, eine schwach begründete Lachlust und ein Ap-felsinenparfüm, deren Einwirkungen er täglich fünfmal ausge-setzt war, vor denen er aber streng und anständig seine Augen auf den Teller niederschlug … Ja, noch in dem stillen Wider-streben, mit dem Joachim seinen Spekulationen und Aspekten über die "Zeit" begegnete, glaubte Hans Castorp etwas von die-ser militärischen Sittsamkeit, die einen Vorwurf für sein Gewissen enthielt, zu spüren. Was aber das Tal, das dick verschneite Wintertal betraf, an das Hans Castorp von seinem vorzüglichen Liegestuhl aus ebenfalls seine übersinnlichen Fragen richtete, so standen seine Zinken, Kuppen, Wandlinien und braungrünrötlichen Wälder schweigend in der Zeit, umwoben von still fließender Erdenzeit bald leuchtend im tiefen Himmelsblau, bald qualmverhüllt, bald diamanthart glitzernd in Mondnachtzauber, – bald rötlich angeglüht in der Höhe von scheidender Sonne, aber immer im Schnee, seit sechs undenklichen, wenn auch huschartig vergangenen Monaten, und alle Gäste erklärten, sie könnten den Schnee nicht mehr sehen, er widere sie, schon der Sommer habe ihren Ansprüchen in dieser Richtung genügt, aber nun Schneemassen tagein, tagaus, Schneehaufen, Schnee-polster, Schneehänge, das gehe über Menschenkraft, sei Mord für Geist und Gemüt. Und sie setzten farbige Brillen auf, grüne, gelbe und rote, wohl auch um die Augen zu schonen, doch mehr noch fürs Herz.

Tal und Berge im Schnee seit sechs Monaten schon? Seit sie-ben! Die Zeit schreitet fort, während wir erzählen, – unsere Zeit, die wir dieser Erzählung widmen, aber auch die tief vergangene Zeit, Hans Castorps und seiner Schicksalsgenossen dort oben im Schnee, und sie zeitigt Veränderungen. Alles war auf dem be-sten Wege, sich zu erfüllen, wie Hans Castorp es am Faschings-tage auf dem Heimwege von "Platz" zum Zorne Herrn Settem-brinis mit raschen Worten vorweggenommen hatte: nicht gera-de, daß schon die Sonnenwende in unmittelbarer Aussicht gewesen wäre, aber Ostern war durch das weiße Tal gezogen, der April schritt vor, der Blick auf Pfingsten war frei, bald würde der Frühling anbrechen, die Schneeschmelze, – nicht aller Schnee würde schmelzen, auf den Häuptern im Süden, in den Felsschründen der Rhätikonkette im Norden blieb immerdar welcher liegen, von dem zu schweigen, der auch allsommermo-natlich einfallen, aber nicht liegen bleiben würde; doch unbe-dingt verhieß die Umwälzung des Jahres entscheidende Neu-erungen binnen kurzem, denn seit jener Fastnacht, in der Hans Castorp sich von Frau Chauchat einen Bleistift geliehen, ihr spä-ter denselben auch wieder zurückgegeben und auf Wunsch etwas anderes dafür empfangen hatte, eine Erinnerungsgabe, die er in der Tasche trug, waren nun schon sechs Wochen verflos-sen, – doppelt so viele, als Hans Castorp ursprünglich hatte hier oben bleiben wollen.

Sechs Wochen verflossen in der Tat seit dem Abend, da Hans Castorp die Bekanntschaft Clawdia Chauchats gemacht hatte und dann so viel später auf sein Zimmer zurückgekehrt war, als der dienstfromme Joachim auf das seine; sechs Wochen seit dem folgenden Tage, der Frau Chauchats Abreise gebracht hatte, ihre Abreise für diesmal, ihre vorläufige Abreise nach Daghestan, ganz östlich über den Kaukasus hinaus. Daß diese Abreise vor-läufiger Art, nur eine Abreise für diesmal sein solle, daß Frau Chauchat wiederzukehren beabsichtigte, – unbestimmt wann, aber daß sie einmal wiederkommen wolle oder auch müsse, des besaß Hans Castorp Versicherungen, direkte und mündliche, die nicht in dem mitgeteilten fremdsprachigen Dialog gefallen waren, sondern folglich in die unsererseits wortlose Zwischenzeit, während welcher wir den zeitgebundenen Fluß unserer Erzäh-lung unterbrochen und nur sie, die reine Zeit, haben walten las-sen. Jedenfalls hatte der junge Mann jene Versicherungen und tröstlichen Zusagen erhalten, bevor er auf Nr. 34 zurückgekehrt war; denn am folgenden Tage hatte er kein Wort mehr mit Frau Chauchat gewechselt, sie kaum gesehen, sie zweimal von wei-tem gesehen: beim Mittagessen, als sie in blauem Tuchrock und weißer Wolljacke, unter dem Schmettern der Glastür und lieb-lich schleichend noch einmal zu Tische gegangen war, wobei ihm das Herz im Halse geschlagen und nur die scharfe Bewa-chung, die Fräulein Engelhart ihm zugewandt, ihn gehindert hatte, das Gesicht mit den Händen zu bedecken; – und dann nachmittags 3 Uhr, bei ihrer Abreise, der er nicht eigentlich bei-gewohnt, sondern der er von einem Korridorfenster aus, das den Blick auf die Anfahrt gewährte, zugesehen hatte.

Der Vorgang hatte sich abgespielt, wie Hans Castorp ihn während seines Aufenthaltes hier oben schon manchmal sich hatte abspielen sehen: der Schlitten oder Wagen hielt an der Rampe, Kutscher und Hausknecht schnürten die Koffer auf, Sa-natoriumsgäste, Freunde dessen, der, genesen oder nicht, um zu leben oder zu sterben, die Rückreise ins Flachland antrat, oder auch nur solche, die den Dienst schwänzten, um das Ereignis auf sich wirken zu lassen, versammelten sich vorm Portal; ein Herr im Gehrock von der Verwaltung, vielleicht sogar die Ärzte stellten sich ein, und dann kam der Abreisende heraus, – strah-lenden Angesichtes meist und huldvoll die neugierig Umste-henden und Zurückbleibenden grüßend, mächtig belebt für den Augenblick durch das Abenteuer … Diesmal nun war es Frau Chauchat gewesen, die herausgekommen war, lächelnd, den Arm voller Blumen, in langem, rauhem, mit Pelz besetztem Reisemantel und großem Hut, begleitet von Herrn Buligin, ih-rem konkaven Landsmann, der ein Stück Weges mit ihr reiste. Auch sie schien freudig erregt, wie jeder Abreisende es war, – nur durch den Lebenswechsel, ganz unabhängig davon, ob man mit ärztlicher Einwilligung reiste oder nur aus verzweifeltem Überdruß, auf eigene Gefahr und mit schlechtem Gewissen den Aufenthalt unterbrach. Ihre Wangen waren gerötet, sie plauderte beständig, wahrscheinlich russisch, während man ihre Knie mit einer Pelzdecke umwickelte … Nicht nur Frau Chauchats Landsleute und Tischgenossen, sondern auch zahlreiche andere Gäste waren zur Stelle gewesen, Doktor Krokowski hatte kernig lächelnd seine gelben Zähne im Barte gezeigt, noch mehr Blumen hatte es gegeben, die Großtante hatte Konfekt, "Konfäktchen" wie sie zu sagen pflegte, das heißt russische Marmelade, gespendet, die Lehrerin hatte dort gestanden, der Mannheimer, – dieser in einiger Entfernung, trübe spähend, und seine leid-vollen Augen waren am Hause emporgeglitten, wo sie Hans Castorp am Korridorfenster gewahrt und trübe auf ihm verweilt hatten … Hofrat Behrens hatte sich nicht gezeigt; offenbar hatte er sich von der Reisenden schon bei anderer, privater Gele-genheit verabschiedet … Dann hatten unter dem Winken und Rufen der Umstehenden die Pferde angezogen, und auch Frau Chauchats schräge Augen hatten nun, während die Vorwärtsbe-wegung des Schlittens ein Zurücksinken ihres Oberkörpers ge-gen das Polster bewirkt hatte, noch einmal lächelnd die Front des Berghof-Hauses überflogen und während des Bruchteils einer Sekunde auf Hans Castorps Antlitz verweilt … Bleich war der Zurückbleibende auf sein Zimmer geeilt, in seine Loggia, um den Schlitten von hier aus noch einmal zu sehen, der mit Geklingel die Anfahrtstraße hinab gegen "Dorf" hingeglitten war, hatte sich dann in seinen Stuhl geworfen und aus der Brusttasche die Erinnerungsgabe gezogen, das Pfand, das diesmal nicht in bräunlichroten Holzschnitzeln, sondern in einem dünn gerahmten Plättchen, einer Glasplatte bestand, die man gegen das Licht halten mußte, um etwas an ihr zu finden, – Clawdias Innenporträt, das ohne Antlitz war, aber das zarte Ge-bein ihres Oberkörpers, von den weichen Formen des Fleisches licht und geisterhaft umgeben, nebst den Organen der Brust-höhle erkennen ließ …

Wie oft hatte er es betrachtet und an die Lippen gedrückt in der Zeit, die seitdem verflossen war, indem sie Veränderung ge-zeitigt hatte! Gewöhnung zum Beispiel an ein Leben hier oben in räumlich weiter Abwesenheit Clawdia Chauchats hatte sie gezeitigt, und zwar geschwinder, als man hätte denken sollen: die hiesige Zeit war ja besonders danach geartet und außerdem zu dem Zwecke organisiert, Gewöhnung zu zeitigen, wenn auch nur Gewöhnung daran, daß man sich nicht gewöhnte. Der klir-rende Knall zu Beginn der fünf übergewaltigen Mahlzeiten war nicht mehr zu gewärtigen und trat nicht mehr ein; anderswo, in ungeheurer Entfernung, ließ Frau Chauchat nun Türen zufallen, – eine Wesensäußerung, die mit ihrem Dasein, ihrer Krankheit auf ähnliche Art vermengt und verbunden war wie die Zeit mit den Körpern im Raum: vielleicht war das ihre Krankheit, und nichts weiter … Aber war sie unsichtbar-abwesend, so war sie doch zugleich auch unsichtbar-anwesend für Hans Castorps Sinn, – der Genius des Ortes, den er in schlimmer, in ausschreitungsvoll süßer Stunde, in einer Stunde, auf die kein friedliches kleines Lied des Flachlandes paßte, erkannt und besessen hatte, und dessen inneres Schattenbild er auf seinem seit neun Mona-ten so heftig in Anspruch genommenen Herzen trug.

In jener Stunde hatte sein zuckender Mund in fremder Spra-che und in der angeborenen so manches Ausschreitungsvolle halb unbewußt und halb erstickt gestammelt: Vorschläge, Aner-bietungen, tolle Entwürfe und Willensvorsätze, denen alle Billi-gung mit Fug und Recht versagt geblieben war, – so, daß er den Genius über den Kaukasus begleiten, ihm nachreisen, ihn an dem Orte, den die freizügige Laune des Genius sich zum näch-sten Domizil erwählen werde, erwarten wolle, um sich niemals mehr von ihm zu trennen, und andere UnVerantwortlichkeiten mehr. Was der schlichte junge Mann mitgenommen hatte aus dieser Stunde tiefen Abenteuers, war eben nur das Schat-tenpfand gewesen und die dem Range des Wahrscheinlichen sich nähernde Möglichkeit, daß Frau Chauchat zu einem vierten Aufenthalt hierher zurückkehren werde, früher oder später, wie die Krankheit, die ihr Freiheit gab, es fügen würde. Aber ob früher oder später, – Hans Castorp, so hatte es auch beim Abschied wieder geheißen, werde dann unbedingt "längst weit fort" sein; und der geringschätzige Sinn dieser Prophezeiung wäre noch schwerer erträglich gewesen, wenn man nicht hätte bedenken können, daß gewisse Dinge nicht prophezeit werden, damit sie eintreten, sondern damit sie nicht eintreten, gleichsam im Sinn der Beschwörung. Propheten dieser Art verhöhnen die Zukunft, indem sie ihr sagen, wie sie sich gestalten werde, damit sie sich schäme, sich wirklich so zu gestalten. Und wenn der Genius ihn, Hans Castorp, im Laufe des mitgeteilten Gesprächs und au-ßerhalb seiner einen "joli bourgeois au petit endroit humide" genannt hatte, was etwas wie die Übersetzung der Redensart Settembrinis vom "Sorgenkind des Lebens" gewesen war, so fragte es sich eben, welcher Bestandteil dieser Wesensmischung sich als stärker erweisen würde: der bourgeois oder das andere .. . Auch hatte der Genius nicht in Betracht gezogen, daß er selbst ja verschiedentlich abgereist und wiedergekommen war und daß auch Hans Castorp im rechten Augenblick würde wiederkommen können, – obgleich er ja freilich überhaupt nur deshalb noch immer hier oben saß, damit er nicht

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